Grenzen überwinden, Freundschaften stärken – wie ein trilateraler Jugendaustausch in der Bretagne Herzen berührte und Brücken baute
Was passiert, wenn junge Menschen aus Frankreich, Deutschland und Griechenland aufeinandertreffen, gemeinsam Sport treiben, neue Perspektiven entdecken – und am Ende in einer völlig fremden Sprache ein Friedenslied singen? Dann entsteht genau das, was den trilateralen Jugendaustausch in der Bretagne so besonders macht: Verbindung, Tiefe und ganz viel Menschlichkeit.
Nach dem Auftakt im vergangenen Jahr in Rostock lud der französische Partner Jeunes à Travers le Monde vom 12. bis 17. April zur Rückbegegnung ein. Mit dabei: junge Menschen vom griechischen Volleyballverein Argo aus Volos, das Juniorteam der Sportjugend MV sowie junge Menschen aus der Bretagne – viele von ihnen mit sozial benachteiligtem Hintergrund. Eine dynamische Mischung aus neuen Gesichtern und vertrauten Teilnehmenden, aus der ersten Begegnung und dem Fachkräfteaustausch. Unterschiedliche Sprachen, Erfahrungen und Lebensrealitäten trafen aufeinander – und das brachte Lebendigkeit, Tiefe und echtes Miteinander.
Obwohl der Austausch dieses Mal nicht primär sportlich organisiert war, zeigte sich: Sport baut Brücken. In durchmischten Gruppen erlebten die Teilnehmenden beim Orientierungslauf im Naturschutzgebiet île aux Pies, kleinen Sporteinheiten und Kooperationsspielen, wie schnell Nähe entsteht – auch ohne Worte.
Doch der Blick ging tiefer: Beim Besuch der „Mission Locale Pontivy“, einer lokalen Einrichtung zur Förderung junger Menschen zwischen 16 und 25 Jahren mit erschwerten Zugang zu Bildung und Beruf, erhielten die Teilnehmenden spannende Einblicke in die französische Jugendarbeit. Themen wie berufliche Orientierung, soziale Teilhabe und vor allem nationale und internationale Mobilität, wurden greifbar – ebenso die Herausforderungen eines Flächenlandes mit begrenzten Ressourcen. Gerade für das Juniorteam der SJ MV ein Perspektivwechsel, der tief berührte und weit über den sportlichen Rahmen hinausging.
Und dann kam der Moment, der niemanden kalt ließ: Ein musikalischer Überraschungsworkshop mit einem professionellen Dirigenten verwandelte die Gruppe innerhalb von 90 Min in einen Chor. Gemeinsam wurde ein Friedenslied aus Simbabwe in Zulu – Erilé in mehrstimmigen Tenören gesungen. Was erst für Stirnrunzeln sorgte („Wir singen?!“) wurde zu einem Gänsehaut-Erlebnis. Raus aus der Komfortzone, rein in die Verbindung. Musik, die vereint.
Auch ein soziales Projekt rund um Tiny Houses für Menschen mit sozialer Benachteiligung öffnete neue Horizonte. Die Teilnehmenden erhielten Einblicke in alternative Lebenskonzepte und durften mit einem Bewohner ins Gespräch gehen, der selbst von sozialer Ausgrenzung betroffen war.
Auch der kulturelle Austausch kam nicht zu kurz: persönliche Gegenstände, landestypische Spezialitäten, ein gemeinsamer Abend voller Musik, Tanz und Geschichten – jeder brachte ein Stück Heimat mit, und gemeinsam entstand etwas Neues. Echtes Miteinander, das nachhallt.
Dieser Austausch war mehr als ein Projekt – Es war eine Begegnung, die gesellschaftliche Themen berührte, eine Einladung zum Perspektivwechsel, ein Training in Toleranz und ein Raum für echte Verbindung. Im September erfolgt der dritte Teil der gemeinsamen Reise – in Griechenland. Doch eins steht jetzt schon fest: Dieser Austausch hat Spuren hinterlassen, denn aus Begegnung wird Beziehung und das ist vielleicht das Schönste, was internationale Jugendarbeit leisten kann.
Ein herzliches Dankeschön an den französischen Partner, der diese tiefgehende Begegnung möglich gemacht hat und an alle Teilnehmenden, die diesen Austausch mit Leben gefüllt haben.
Ole Sandow, Vorstandsmitglied der Sportjugend MV
Ernestin Lauber, Jugendbildungsreferentin
